ON THE ROCKS
31.01. - 01.03.2015 Kunsthalle Luzern
Die Idee zu einer Ausstellung über das Phänomen Gletscher entstand durch die Nachbarschaft der Kunsthalle Luzern mit dem Gletschergarten Luzern. Zudem lädt die einseitig verglaste Kunsthalle durch ihre Transparenz, die an eine grosse Vitrine erinnern mag, geradezu dazu ein, das im und unter dem Gletscher Verborgene sichtbar zu machen und (visuell) zu untersuchen. Während im Gletschergarten die geographisch-glaziologische Ausstellung „Gletscher der Welt“ zu sehen ist, setzen sich Luigi Archetti und Catrin Lüthi K in der Kunsthalle in der ihnen eigenen künstlerischen Weise mit den massiven Eisschildern auseinander. Der Künstler Luigi Archetti bricht mit dem weitverbreiteten Eindruck, dass es sich beim Gletscher um eine träge, statische Masse handelt – vielmehr wird dieser langsam, aber stetig bewegt und trägt so die Spuren der Zeit in und mit sich. Eine Audioinstallation lässt uns an den vielfältigen, durchaus ruhe- und rast- losen Klängen teilhaben, die im Innern eines Gletschers hörbar sind. Das 2,5 Std. dauernde Stück besteht aus akustischem Material der PALAOA-Forschungsstation vom Alfred Wegener Institut Bremerhaven in der Antarktis. Die Signale werden live, via Satellit, nach Bremerhaven gesendet, wo die entsprechende Ge- räuschkulisse per Web auch für uns zugänglich gemacht wird. Archetti versieht die Originalsounds aus der Tiefe der Antarktis mit einer strukturierenden, zusätzlichen Tonspur und lässt uns eintauchen in eine Sin- fonie von Walgesängen, Schiffsmotoren und sich aneinander reibender Eis- und Geschiebemassen. Ergänzt wird die Klanginstallation durch zwei Videoprojektionen und eine Serie von Siebdruckarbeiten, die sich mit der Vergänglichkeit und dem natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen auseinandersetzen. Die 132-teilige Serie mit dem sinnigen Titel Eingefrorene Zeit stellt den vermeintlich gänzlich konservieren- den Charakter des Eises in Frage. Die Schlagzeilen und Bilder der Seiten aus der Zeitung „Die Zeit“ werden durch die Siebdrucke und Kunstharzfarbe überlagert, wobei das, was Aktualität war ‚verwässert’ wird. Das einst Wichtige, Erwähnenswerte wird unkenntlich – jede beliebige News-Geschichte eines beliebigen Tages/Jahres könnte sich dahinter verbergen. Der Versuch des Einfrierens der Zeit misslingt. Auch die Videoprojektion Phasenwechsel beschreibt das unaufhaltsame Spiel von Vergänglichkeit und Entstehen: Aggregatszustände folgen aufeinander in einer immer wiederkehrenden und doch nie ganz gleichen Art und Weise – nicht unähnlich der Schlagzeilen...
Text: Alessa Panayiotou, Kuratorin Kunsthalle Luzern