SOUNDOFF
Kunsthalle Wil
7. März bis 18. April 2021
SOUNDOFF - so der Titel der Ausstellung, bezieht sich auf die Abwesenheit des Klangs. Im Erdgeschoss zeigt Luigi Archetti vier neue Arbeiten und thematisiert darin klangliche Absenz. Die Objekte in seinen Installationen, alle aus der Musikwelt, sind ihrer eigentlichen Funktion enthoben und werden gänzlich der visuellen Wahrnehmung überführt. Sound erscheint in Zeichen, Codes und Materialität. Klangerzeuger werden zur Skulptur. Sowohl seine Zeichnungen wie auch seine Installationen sind in Farbe und Form restringiert. Punkt und Linie sind die Elemente, die in seinen Arbeiten immer wieder auftreten, sei es im Objekt, in der Zeichnung oder in der Installation. Trotz dieser konsequenten Reduktion und der präzisen Setzung schafft es Luigi Archetti, dass spielerische Freude in seinen Arbeiten mitschwingt.
SOUNDOFF heisst auch die erste Installation im Erdgeschoss. Fünf weiss lackierte Holzstäbe sind vertikal an die Wand gelehnt. Am unteren Ende stehen sie auf einer kleinen schwarzen Kugel. Am oberen Ende halten sie je einen schwarzen Punkt, unterschiedlicher Grösse, an der Wand fest. Die weissen Stäbe mit den Kugelenden erinnern an überdimensionale Drumsticks die, in ihrer regelmässigen Anordnung, einen Rhythmus vorgeben. Sie verweisen auf die schwarzen, kreisrunden Gummimatten (Dämpfer für Schlagzeugtrommeln) an der Wand mit der Aufschrift Soundoff und nehmen so klar Referenz zur Ausstellung.
QUARTETT Ein Quartett ist in der Musik eine Gruppe von vier Ausführenden. Die vier Ausführenden in dieser Installation sind vier herkömmliche Plattenspieler, die ihre 33 Touren drehen, ohne einen Ton von sich zu geben. Denn der Künstler hat keine Vinylplatten aufgelegt, sondern Spiegelplatten, die ein irisierendes Lichtspektakel an der Wand erzeugen. Er lenkt damit unsere Aufmerksamkeit auf die optischen Eindrücke.
Vor jedem Plattenspieler befindet sich ein Mikrofonständer, an dem ein LED-Scheinwerfer montiert ist. Das Quartett steht im Rampenlicht und beeindruckt mit ganzer Strahlkraft. Die tanzend anmutenden Projektionen wirken wie visuelle Rückkopplungen.
PARTITUREN (ABOUT NOTHING) Für Luigi Archetti bedeutet zeichnen die Eröffnung eines Denkraumes. Mit dem Stift in der Hand hin zu Orten, Formen und Zeichen, die sich unmittelbar in der Handlung ankündigen – eine intuitive, spielerische Reise. Das ausloten, recherchieren und experimentieren der Zeichnungsformen, der Linien-Strukturen und schliesslich auch die „musikalische Anmut“ einer Zeichnung interessieren ihn. «Der Kopf „denkt“ musikalisch, die Hand wird „zeichnerisch“ gelenkt», so Archetti.
In Partituren (about nothing) schränkt sich der Künstler bewusst ein auf die 4 Notenlinien und arrangiert diese intuitiv. Es sind keine expressiven Gesten, sondern eher präzis gesetzte, sorgfältig durchdachte Liniaturen. Er spielt dabei mit dem Gefäss, das man üblicherweise mit Noten füllt. Er lässt dieses Gefäss jedoch bewusst leer und verstärkt so die visuelle Komposition.
SOLO Luigi Archettis E-Gitarre kreist knapp über dem Boden. Sie ist verbunden mit einem Drehmotor an der Decke. Die Gitarrensaiten sind abgespannt und ziehen sich wie gezeichnete Linien über den Boden. Durch das unaufhaltsame Kreisen der Gitarre, in dieser hängenden Position, scheint sich das Instrument der Skulptur zu unterwerfen. Das Instrument wird zum Readymade.
ONE STRING Eine feine Linie zieht sich durch den Raum im Obergeschoss. Es ist eine Klaviersaite, die der Künstler mit der Deckentragkonstruktion der Kunsthalle verbunden hat. Er hat die Saite so ihm Raum gespannt, dass dieser zum Resonanzkörper wird. In der Mitte des Raums hängt ein rotierendes Mobile aus Punkt und Linie, das wie ein Art Bogen über die Klaviersaite streicht und Klang erzeugt. Mit zwei Tonabnehmern wird der Klang verstärkt. Ein rhythmischer, repetitiver Klang ist zu hören, der an Meeresrauschen erinnert.