MUSIK SEITWÄRTS
Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil
30. Januar bis 3. April 2011
Luigi Archetti arbeitet in den unterschiedlichsten Medien, sein Schaffen als Musiker und bildender Künstler lassen sich nicht voneinander trennen, sein Denken ist visuell und klanglich geprägt. Die Ausstellung im Kunst(Zeug)Haus vereint Arbeiten aus rund 20 Jahren und spannt den Bogen von Zeichnungsserien über Videos bis zur Malerei und (Klang-)Installationen. Das Vokabular der Musik manifestiert sich nicht nur in den Ideen und der Umsetzung der Werke, vielmehr auch in der direkten Verwendung von Objekten und Begrifflichkeiten aus dieser Sparte.
In der Installation „Circuit“ (2010) ist am Arm eines Plattenspielers ein Stift montiert, der die kreisförmigen Bewegungen des Geräts aufzeichnet und so die Rillen einer Schallplatte sichtbar werden lässt. Dieser Vorgang wird zudem gefilmt und gleichzeitig auf einem Monitor gezeigt. Obwohl die Arbeit stumm ist, erzeugt sie im Kopf des Betrachters sogleich eine Musik, die jedoch individuell und flüchtig bleibt. Das Arbeiten mit Ideen und der Versuch, Klangliches visuell darzustellen sind wichtige Merkmale im Schaffen von Luigi Archetti. Wenn er „Tonräume“ (Serie, 2010) malt, so sind das einerseits Bildräume im eigentlichen Sinn, aber eben auch Räume, in denen ein klangliches Ereignis stattfindet. Nur ist dieses nicht vorher bestimmt, d.h. nicht der Künstler definiert es, sondern der jeweilige Betrachter. Wenn Luigi Archetti realen Klang in seinen Werken einsetzt, dann sind dies meist Nebengeräusche, das Rauschen eines Verstärkers oder die Aufzeichnung von Luftbewegungen in einem Hohlkörper. Archetti arbeitet häufig in Serien und nähert sich einem Thema so in Variationen, wie dies auch aus der Musik bekannt ist, z.B. in den Arbeiten „Musik für Null“ (als Begriff für eine Musik, die keine eigentliche mehr ist) oder den „Übermalungen“ (2005-2009), in denen er Seiten aus Zeitschriften übermalt und neue Bildwelten entstehen lässt, deren Grundstruktur zwar vorgegeben ist, die Archetti jedoch neu interpretiert und umdeutet.
Daniela Hardmeier, Kuratorin Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil